Die verzauberten Frauen - Ein Kloster-Eberbach-Krimi by Berndt Schulz

Die verzauberten Frauen - Ein Kloster-Eberbach-Krimi by Berndt Schulz

Autor:Berndt Schulz
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Sutton Verlag


»Irgendwelche Täterspuren?«

»Ja, das Opfer.«

»Ist Ihnen der Witz noch immer nicht vergangen, Küchler? Na, immerhin, das hat ja auch was.«

Martin Velsmann war in die Polizeidirektion zurückgekehrt. Er hielt noch immer den Brief in der Hand, den der Einbrecher in seiner Wohnung zurückgelassen hatte. Das Papier steckte in einer Plastikhülle und Velsmann würde ihn später persönlich im Labor abgeben müssen. Er hatte darum gebeten, den Brief erst einmal mit in sein Büro nehmen zu dürfen. Die Spurensicherung untersuchte weiterhin seine Wohnung, Andrea würde vorerst bei ihrer Schwester Magdalena bleiben, auch er selbst konnte dort für ein paar Tage unterkommen. Im Mordfall Kessler gab es keine verwertbaren neuen Erkenntnisse. Exmann und Sohn konnten offenbar nichts zur Aufklärung beitragen.

Lass es sein. Dein ganz persönlicher Erzengel.

Ausgeschnittene Buchstaben aus einer Tageszeitung. Eine banale Drohung, beinahe wie ein Karnevalsscherz. Aber Karneval lag zwei Monate zurück. Und die Verwüstung in seiner Wohnung zeigte Velsmann, dass der Täter es durchaus ernst meinte.

Nur, wonach hatte er gesucht?

Oder ging es darum, ein Klima der Unsicherheit zu verbreiten, Angst einzuflößen?

Im Falle seiner Frau funktionierte das bereits. Sie war nur noch ein Nervenbündel. Velsmann fragte sich selbst, warum er verhältnismäßig ungerührt blieb. Er konnte klar denken. Aber ganz tief in seinem Inneren begann erneut etwas, sich zu bewegen.

Die Libelle schlug mit den Flügeln.

Allmählich immer schneller.

Lass es sein? Was denn?

Dein ganz persönlicher Erzengel!

Velsmann wusste, er musste allmählich weiterkommen. Um zu verhindern, dass die Libelle begann, durch seine Organe zu rasen, musste er Ergebnisse erzielen. Er musste alles, was geschehen war, auf eine Stecknadel spießen und in einen Aktenordner pinnen können. Alles musste erklärbar sein. Es durfte nichts zurückbleiben, das in den Farben eines Verhängnisses zu ihm sprach.

Er war nicht Clemens von Brentano!

Und Andrea war nicht Sophie von Mereau! Sie war seine lebendige, geliebte Frau, um die er sich jeden Tag kümmern konnte!

Weissagungen sollten auch eine positive Seite haben, sagte sich Martin Velsmann. In meinem Fall beschwören sie, dass Andrea und ich zusammengehören.

Aber ich muss mehr dafür tun, dass sie es spürt. Das Leben zu zweit ist doch viel zu kostbar, als dass wir uns auseinandertreiben lassen dürfen!

Velsmann übergab die Botschaft, die der Einbrecher im Eingangsbereich seiner Wohnung abgelegt hatte, dem Leiter der Spurensicherung, als der persönlich in seinem Büro vorbeischaute. Spengler versprach schnelle Untersuchung. Breitenbach, die mit Spengler gekommen war, stürzte zu ihrem gemeinsamen Schreibtisch. Küchler hatte in Velsmanns Auftrag eine Sitzung einberaumt.

Velsmann konnte durch die Scheibe sehen, dass Kriminalrat Pfedder in diesem Moment schon als Erster das Sitzungszimmer betrat.

Der Inspektor knurrte. Ab in die nächste Runde, dachte er.



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